Russisch – das ist natürlich die ehemals einflussreiche Sprache der Sowjetunion. Was ist ihr Status heute, wo wird sie gesprochen und gelernt?
Foto: Sven Wolter unter CC BY-SA 3.0 de / Wikimedia
Für viele von uns ist es mühsam und zeitaufwendig eine fremde Sprache zu lernen.
Gerade Russisch steht in dem Ruf, für Menschen ohne slawischen Hintergrund besonders schwierig zu sein. Wie kommt es, dass sich trotzdem überall auf der Welt Menschen unterschiedlichen Alters dieser Aufgabe widmen? Klar, hier gibt es nicht die eine allgemeingültige Antwort.
Vielleicht sind es ökonomische oder professionelle Gründe, die Liebe oder Freundschaften, Interesse an Russland und seiner Kultur oder einfach ein angenehmes Hobby. Es gibt diverse unterschiedliche Motivationen für die Beschäftigung mit der russischen Sprache, aber eine Erklärung für das große Interesse an ihr ist natürlich ihre Bedeutung als eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt: in der Rangliste nach der Zahl an Muttersprachlern steht sie mit rund 170 Millionen Menschen an achter Stelle . Hinzu kommen Schätzungen zufolge etwa 110 Millionen Menschen, die Russisch als Zweit- oder Drittsprache sprechen.
Und natürlich wird Russisch auch nicht nur in Russland gesprochen, auch wenn hier die meisten russischen Muttersprachler zuhause sind.
Quelle: Arefjew, Aleksandr (2013): Sshimajuschtscheesja russkojasytschie. In: Demoskop weekly [7.9.2016]
Es ist klar, dass die geographische Verteilung der Sprecher einen Einfluss darauf hat, wo am häufigsten Russisch als Fremdsprache gelernt wird. Nach wie vor stehen hier die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion an erster Stelle: hier ist der Einfluss Russlands am größten. Aber auch in anderen Ländern wird Russisch gelernt. Die beste Vergleichsbasis ist der Russischunterricht an Schulen.
Im Gegensatz zu Russischlernern an anderen Institutionen oder im privaten Umfeld ist die Zahl der Russischlerner an Schulen gut dokumentiert.
Schüler der Sekundarstufe I in der EU, die Russischunterricht erhalten, 2013
Land | % der Schüler mit Russischunterricht |
Litauen | 66,7 |
Estland | 64,7 |
Lettland | 60,4 |
Slowakei | 21,2 |
Bulgarien | 17,9 |
Tschechische Republik | 11,8 |
Polen | 7,4 |
Europäische Union (durchschnitt) | 2,7 |
Finnland | 2,4 |
Deutschland | 1,5 |
Mazedonien | 0,9 |
Zypern | 0,7 |
Malta | 0,4 |
Österreich | 0,2 |
Rumänien | 0,2 |
Frankreich | 0,1 |
Norwegen | 0,1 |
Ungarn | 0,1 |
Quelle: Eurostat (2016): Schüler nach Bildungsbereich und erlernter moderner Fremdsprache – Anzahl und % der Schüler nach studierter Sprache. [7.9.2016]
Bei so vielen Russischlernern muss man sich um die Zukunft der russischen Sprache keine Sorgen machen. Oder?
Historisch betrachtet ist die Sprecherzahl weltweit stark rückläufig. Und der russische Soziologe Alexandr Arefjew prognostiziert auch für die Zukunft ein Anhalten dieser Tendenz.