Was macht Jewgeni Grischkowez als Künstler aus? Wie präsentiert er seine Werke und sich selbst? Hier kann man erfahren, was ihn von anderen bekannten Persönlichkeiten unterscheidet und warum er beim russischen Publikum so beliebt ist.
Человек, который съел собаку
Описать сферу деятельности Евгения Гришковца (род. 17 февраля 1967 года в Кемерово, Западная Сибирь) одним-двумя словами невозможно. Он актер и режиссер, продюсер и музыкант, писатель и драматург, создатель собственного театра одного актера и обладатель многих престижных премий в этих столь разных областях.
Творчество Гришковца разнообразно и часто разрушает границы между видами искусства. Так, вышедший в 2010 году сборник «Сатисфакция» объединяет в себе киносценарий одноименного фильма (в котором Гришковец же сыграл главную роль), несколько пьес и тексты песен, записанных вместе с группой «Бигуди».
В литературу Гришковец пришел в 2004 году, уже будучи известным актером, режиссером и драматургом. Неудивительно поэтому, что он перенес в свои художественные произведения многое из того, что характерно для устного, звучащего слова – того простого, не классически-театрального, а «обычного», будничного, не поставленного слова, которым Гришковец-артист говорил со своим зрителем со сцены. Характерными особенностями этой устно-письменной речи стало, во-первых, доверительная интонация, схожая с интонацией дружеской застольной беседы, которые так любят и ценят в России. Во-вторых, свойственное Гришковцу-артисту повторение-заикание, фокусирующее внимание читателя на разнообразии смыслов одного слова. И, наконец, неожиданный для серьезной литературы скромный набор лексических средств, компенсируемый фонетико-интонационным оформлением, свойственным для речи устной, а не письменной. Эта особая интонация передается Гришковцом большим количеством тире, вопросительных и восклицательных знаков, которые и служат передаче на письме особой интонации персонажа.
Именно таким особым, на границе устного и письменного, языком написаны его пьесы из книги «Зима» (1999), романы «Рубашка» (2004) и «Асфальт» (2008), повесть «Реки» (2005), рассказы сборника «Следы на мне» (2007) и многое другое. Другая особенность этих произведений в том, что в них нет больших событий, нет интриги, нет даже сюжета. Герои и факты в большинстве своем позаимствованы из реальной жизни автора. Из пьес, романов и рассказов мы узнаем о службе автора на тихоокеанском флоте (пьеса «Как я съел собаку», за которую Гришковец получил престижную российскую театральную премию «Золотая маска», а также три премии на фестивале радиоспектаклей в Вене), о буднях студента филологического факультета Кемеровского университета, о родителях и соседях (сборник рассказов «Следы на мне»)…
Может быть, именно эта неожиданная простота языка и формы сделала Гришковца таким необыкновенно популярным. Простота языка и формы, – и, конечно, его герой, не решающий каких-то больших, «проклятых вопросов», как это часто бывало в русской литературе, а проживающий и умеренно рефлексирующий самые простые, будничные вещи, очень близкий и понятный читателю. Герой, в котором читатель узнает себя. «Внимание читателя приковано не к героям рассказов, а к собственной жизни. Как она проходит, складывается в судьбу? Поди попробуй-ка поймать себя на «судьбоносном» событии – ничего не выйдет. Как ни спохватишься, происходит одна ерунда какая-нибудь: ну там – ешь суп, спишь, едешь в автобусе…».1 Как здесь не вспомнить чеховское: «этих мелочей так много, что из них сложилась вся жизнь, как из песчинок гора» (рассказ «Неприятность»).
Der Mann, der sich darauf versteht
Der Tätigkeitsbereich von Jewgeni Grischkowez (geb. am 17. Februar 1967 in Kemerowo, Westsibirien) lässt sich nicht in wenige Worte fassen. Er ist Schauspieler und Regisseur, Musiker und Produzent, Schriftsteller und Bühnenautor, Begründer eines eigenen Einmanntheaters und Besitzer von vielen prestigeträchtigen Preisen in all diesen unterschiedlichen Bereichen.
Sein Schaffen ist sehr vielfältig, oft überschreitet es die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstarten. So ist die 2010 erschienene Sammlung Die Satisfaktion eine Mischung aus einem Drehbuch zu dem gleichnamigen Film (in dem Grischkowez die Hauptrolle übernommen hat), einigen Theaterstücken und Liedtexten, die in Zusammenarbeit mit der Band Bigudi entstanden sind.
Im Jahr 2004 hat Grischkowez angefangen, sich mit Literatur zu beschäftigen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein bekannter Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass er so viel von dem, was für die laut gesprochenen Worte typisch ist, in seine literarischen Werke übernommen hat – es sind nicht die klassisch theatralischen, gut überlegten Worte, sondern die einfachen alltäglichen Worte, die er in Gesprächen mit dem Zuschauer auf der Bühne benutzte. Als typische Eigenschaft von diesem gesprochen-geschriebenem Wortschatz hat sich als erstes der besonders vertrauliche Tonfall herauskristallisiert, der mit dem Tonfall einer aufgelösten Unterhaltung verglichen werden kann. Das schafft eine besondere Atmosphäre, wie bei einem gemeinsamen Essen unter guten Freunden, die in Russland besonders geliebt und geschätzt wird. Zweitens ist es die Art von Grischkowez, Worte so zu wiederholen, dass die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Vielfältigkeit der Bedeutungen von ein und demselben Wort gelenkt wird. Und letztendlich ist es sein begrenztes Handwerkszeug (was für die ernste Literatur eher unüblich ist), das durch die phonetische Gestaltung und die Sprachmelodie kompensiert wird. Besondere Betonung drückt Grischkowez sehr oft mit Hilfe von Zeichensetzung aus – Gedankenstriche, Fragezeichen, Ausrufezeichen.
Die Werke von Grischkowez, wie z.B. die Bühnenstücke aus dem Buch Der Winter (1999), seine Romane Das Hemd (2004) und Der Asphalt (2008), die Erzählung Flüsse (2005), Erzählungen aus der Sammlung Spuren auf mir (2007) und vieles mehr, tragen den Charakter dieser ungewöhnlichen, an der Grenze zwischen dem Gesprochenem und dem Geschriebenem entstandenen Sprache. Eine weitere Besonderheit seiner Werke liegt darin, dass sie keine großen Ereignisse beschreiben, keine Spannung und sogar keine Fabel aufweisen. Figuren und Fakten kommen meistens aus dem wirklichen Leben des Autors. Aus Bühnenstücken, Romanen und Erzählungen erfahren wir über den Dienst von Grischkowez bei der pazifischen Marine (Bühnenstück „Wie ich einen Hund verspeiste“, für das er einen prestigeträchtigen russischen Theaterpreis Die goldene Maske bekam und mit drei Preisen auf dem Hörspielfestival in Wien ausgezeichnet wurde), über das alltägliche Leben des Studenten von der philologischen Fakultät der Universität Kemerowo sowie über Eltern und Nachbarn (Erzählungen aus der Sammlung Spuren auf mir).
Vielleicht hat ihn ausgerechnet diese Einfachheit der Ausdrucksweise so bekannt und populär gemacht. Die Einfachheit der Ausdrucksweise und natürlich auch seine Figur, die keine großen, überdimensionalen Fragen zu beantworten versucht, wie es in der russischen Literatur oft der Fall war, sondern einfach nur lebt und über die einfachsten, alltäglichen Dinge nachdenkt und dadurch eine besondere Nachvollziehbarkeit und Nähe zu dem Leser erzeugt. Es ist eine Figur, in der der Leser sich selbst erkennt. „Die Aufmerksamkeit des Lesers gilt nicht den Figuren in den Werken, sondern dem eigenen Leben. Wie verläuft es und wie entsteht mein Schicksal? Versuch doch mal bei dir selbst ein schicksalhaftes Ereignis hervorzuheben – aussichtslos. Schaust du genauer hin – es passieren nur lauter belanglose Dinge – so etwas zum Beispiel: du isst deine Suppe, du schläfst, du sitzt im Bus…“ (Bak, Dmitri: Zu unseren Hunden. In: Grischkowez, Jewgeni: Spuren auf mir. S. 10. Moskau 2007. S. 10.) (Dimitri Bak ist ein Literaturkritiker und Professor an der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität.) Wie gut passen hier die Worte von Tschekhow: Es gibt so viele von diesen Kleinigkeiten, dass das ganze Leben aus ihnen besteht, wie ein Berg aus Sandkörnern. (Erzählung Unannehmlichkeit).
Text © Daria Dornicheva, Übersetzung: Stefanie Mirau unter CC BY-SA
Fußnoten:
1. Бак, Дмитрий (2008): К нашим собакам, in: Гришковец, Евгений: Следы на мне.Москва, 2007. С. 10.
Literatur:
Bak, Dimitri: Zu unseren Hunden. In: Grischkowez, Jewgeni: Spuren auf mir. Moskau 2007. S. 5-10.
Jefrosinin, Stas (2008): Die heutige Einsamkeit von Jewgeni Grischkowez. Webseite www.litkarta.ru. Online verfügbar: http://www.litkarta.ru/dossier/grishkovets-loneliness/dossier_7455/ zuletzt geprüft am 12.12.2017.
Jelistratow, Wladimir (2005): Jewgeni Grischkowez. Das Hemd. In: Online-Zeitschrift „Znamja“ № 2 (2005). Online verfügbar: http://magazines.russ.ru/znamia/2005/2/eli19.html zuletzt geprüft am 12.12.2017.
Jewgeni Grischkowez. Informationen zur Biographie und Werken. Webseite www.vokrug.tv. Online verfügbar: http://www.vokrug.tv/person/show/evgenii_grishkovets/ zuletzt geprüft am 12.12.2017.